"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Manipulation und Medienkompetenz – warum viele Menschen Fremdbestimmung nicht erkennen

„AUFKLÄRUNG ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen.“

Heute werden ausgeklügelte und seit mehr als hundert Jahren wissenschaftlich erforschte psychologische Techniken angewendet, um die Massen unmündig, die gesamtgesellschaftliche Bewußtlosigkeit und den status quo der aktuellen Herrschaftsverhältnisse aufrecht zu erhalten. Diese Unmündigkeit ist also wenigstens zum Teil eine fremdverschuldete, durch perfide Macht- und Manipulationsmechanismen von den herrschenden Cliquen aktiv und gezielt eingesetzt, um zu verhindern, daß die Menschen selber denken und Entscheidungen im eigenen Interesse fällen. Die neue Aufklärung ist also der Ausgang des Menschen aus seiner fremdverschuldeten Unmündigkeit.

Manipulation hat den Sinn, den Manipulierten dazu zu bringen, Handlungen, Haltungen, Entscheidungen oder Veränderungen zu dulden, zu akzeptieren oder sogar selber zu wollen, die nicht in seinem Interesse liegen, die nicht ihm, sondern dem Manipulator nutzen und denen er niemals zustimmen würde, würden ihm in einer sachlichen Argumentation alle Vor- und Nachteile dargelegt werden. Eben diese sachliche Auseinandersetzung zu verhindern, ist ein Zweck von Manipulationstechniken. Mündig, selbstbestimmt oder schlichtweg erwachsen sein heißt, seine wirklichen, authentischen eigenen Interessen zu kennen und zu entscheiden, was gut und richtig für mich und mein Leben ist. Wer heute selbstbestimmt sein will, muß vor allem Fremdbestimmung erkennen können. Das Mindestkriterium dafür, das, was jeder leisten können sollte, sobald er volljährig ist und ernst genommen werden will, ist also, die typischsten Manipulationsmechanismen zu verstehen, wo, wie und von wem er fremdbestimmt, also im Sinne fremder Interessen gelenkt wird.

Manipulation ist überall möglich, wo Kommunikation stattfindet und Informationen über Wort, Bild und Schrift vermittelt werden. Manipulieren kann immer derjenige, der die öffentliche Meinung formt und die Meinungshoheit hat. Hier soll’s um die Manipulationstechniken gehen, mit denen gezielt und vorsätzlich versucht wird, vom Sachverhalt abzulenken und eine sachliche und rationale Beschäftigung mit dem Thema zu verhindern. Die vier wichtigsten Techniken sind:

Erstens: Argumentation ad hominem. Liegt vor, wenn über Personen, statt über den Sachverhalt, über den Absender, aber nicht den Inhalt seiner Botschaft gesprochen wird. Zuerst werden bestimmte Positionen durch Framing, z.B. als Verschwörungstheorien stigmatisiert, dann alle, die so denken, mit Kampfbegriffen wie Verschwörungstheoretiker, Schwurbler oder Querdenker, d.h. als Spinner, die man nicht ernst nehmen muß, diskreditiert. Damit sind alle Positionen, die man diesen Gruppen zuordnen kann, Tabus im Denken der Menschen. Niemand befaßt sich mehr damit.

Zweitens: Emotionalisierung. Schaffe ein Problem und biete gleichzeitig die Lösung dafür. Gefühle wie Angst, Schuld, schlechtes Gewissen, Haß und Mitleid werden meist auch durch Bilder, Filme und Musik erzeugt, um das rationale Denken auszuschalten - Stichwort Bilder aus Bergamo. Angst ist einer der ältesten Manipulationsmechanismen, um eine Auseinandersetzung in der Sache zu vermeiden. Angstnarrative werden von den Herrschenden seit jeher eingesetzt und funktionieren so lange, wie die Menschen sie glauben. Drohten sie früher mit Sonnenfinsternissen, Mißernten oder biblischen Plagen, so sind es heute die Grenzen des Wachstums, Waldsterben, Ozonloch, islamistische Anschläge, Viren und Pandemien, die menschengemachte Klimakatastrophe und der böse Russe. Wer Angst macht, will Sicherheit verkaufen, und die besteht in den Maßnahmen, die der Angstmacher, d.h. der Staat bietet. Angst erzeugt Konformität und Obrigkeitshörigkeit und fällt gerade beim deutschen Michl mit seinem übersteigerten Sicherheitsbedürfnis auf fruchtbaren Boden. Genauso fruchtbar ist der Boden in Deutschland für Schuld und schlechtes Gewissen. Die ganze Reeducation nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Narrativ der Kollektivschuld tief in die Seelen der Deutschen gepflanzt. Wen ein schlechtes Gewissen plagt, der formuliert keine eigenen Interessen, der tut alles, was verlangt wird, um die Schuld abzubüßen, auch und gerade dann, wenn es weh tut und ihm schadet. Wer Schuld und schlechtes Gewissen einredet, verlangt Opfer und Unterwerfung. Opfer und Verzicht sind auch das Ziel bei der Erzeugung von Mitleid, z.B. durch das Narrativ von den armen Flüchtlingen, die aus „hunderttausende Kilometer“ entfernten Ländern zu uns geflohenen sind und deren unbeschränkte und bedingungslose Einwanderung wir mindestens dulden sollen. Während Mitleid Sympathien erzeugen und Menschen verbinden soll, hat Haß die gegenteilige Aufgabe. Wer Haß säht, will, daß man sich weder mit den Positionen desjenigen befaßt, den man hassen soll, noch sich irgendwie mit ihm identifiziert. Haß führt immer zu Außgrenzung und Spaltung, ist ein Mittel im Teile-und-Herrsche-Spiel, um den Konformismus der Masse, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeinschaft nach innen, auf der richtigen Seite zu stehen, zu stärken. Perfekt veranschaulicht in George Orwells täglichem Ritual „zwei Minuten Haß“.

Drittens: Eng mit der Emotionalisierung verbunden ist die Moralisierung, in der diejenigen, die die Meinungshoheit haben, neu definieren, welches Verhalten moralisch richtig und gut sein soll und welches verwerflich. Das natürliche Bedürfnis der Menschen, gut zu sein, niemandem zu schaden, richtig und legal zu handeln, einen guten Ruf zu haben und als wertvoller Mensch zu gelten, wird benutzt und instrumentalisiert, nicht nur um ein erwünschtes Verhalten, sondern eine ganze moralische Haltung, neue Prinzipien, die habituell handlungsleitend sein sollen, zu erzeugen. Echtes moralisches Verhalten beruht auf dem Prinzip der Moral, jeden Menschen als Zweck an sich selbst und nicht als Mittel zu behandeln. Es entspricht den universellen Menschenrechten, wie sie in den ersten 19 Artikeln des Grundgesetzes festgeschrieben sind. Es verwirklicht klassische Tugenden und Werte wie Würde, Freiheit, Gleichheit vor dem Gesetz, die stets den einzelnen Menschen als Individuum betreffen. Auch bei der Moralisierung gehts um Werte, die über allem stehen sollen. Die sind aber im Rahmen der jeweiligen politischen Agenda bzw. Ideologie neu erfunden und haben nichts mit echter Moral, individuellen Freiheiten oder persönlicher Menschenwürde zu tun. Wo moralisiert wird, sollen die Menschen immer in einem kollektivistischen Geist erzogen werden.

Neue Werte etablieren, heißt: Dinge moralisch aufladen, die alltäglich und profan und moralisch überhaupt nicht relevant sind, alte Werte um- und entwerten, Begriffe in Orwellscher Neusprechweise umdeuten und in ihr Gegenteil verkehren. Dabei kommen sämtliche sozialen und psychologischen Techniken der Meinungsformung zur Anwendung. Politik, Medien, NGOs, Wissenschaftler und große Institutionen wie die Kirchen agieren im Gleichklang und verkünden mit denselben Worten und Parolen, welche Themen oder kollektiven Probleme gerade ganz wichtig sind und ins öffentliche Bewußtsein geprägt, zum allgemeinen Konsens gemacht werden sollen. Die permanente Wiederholung desselben Narrativs, derselben unbewiesenen Behauptungen lassen sie als wahr und allgemein akzeptiert erscheinen. Prominente werben durch öffentliche Bekenntnisse und demonstrieren das erwünschte und als alternativlos dargestellte Verhalten, das von jedem erwartet wird. Sie dienen als Vorbilder und tragen Verantwortung. Handelt einer gegen die neue Moral und gefährdet damit das Narrativ, wird er mehr als jeder private Bürger an den Pranger gestellt und medial hingerichtet nach dem Motto „bestrafe einen, erziehe hunderte“. Wer unmoralisch handelt, macht sich ja nicht strafbar, wird nicht juristisch verfolgt, der wird gesellschaftlich geächtet, ausgegrenzt und mit allen möglichen Nachteilen überzogen, die aus dem Stasihandbuch über Zersetzung stammen könnten.

Nur wer öffentlich Abbitte leistet, seine Ketzerei widerruft und seinen Frevel bereut, wird wieder in die Gemeinschaft der Gutmenschen aufgenommen. Echte Moral zieht die Grenzen der eigenen Freiheit an der individuellen Freiheit eines jeden anderen. Was früher moralisch hieß, heißt jetzt solidarisch und richtet sich auf die ganze Gemeinschaft. Moralisierung begründet immer eine Art Kollektivismus, eine solidarische Wertegemeinschaft der guten, moralisch überlegenen Menschen, die geprägt ist von Unterordnung, Gehorsam, Ausgrenzung der Andersdenkenden und dem ständig abzulegenden Bekenntnis. Die Folgebereitschaft gipfelt darin, daß die Untertanen nicht nur unhinterfragt und brav tun, was sie sollen, sondern das auch noch selber wollen. Die Moralisierung der Gesellschaft hin zur sektenähnlichen Gemeinschaft ist erfolgreich, wenn die klassischen individuellen Freiheiten als Egoismus, verantwortungslos und verwerflich angesehen werden.

Die Schwachen und Ängstlichen bzw. die durch Emotionalisierung in die Angst Getriebenen fühlen sich sicher und stark nur im Kollektiv, im Gleichschritt mit der Masse und im Gehorsam gegenüber der Obrigkeit. Aus ihnen werden erst Mitläufer, dann Blockwarte, die ihre Mitmenschen überwachen, verfolgen und erziehen, jeden Regelverstoß melden und auf Linie zwingen, wer aus der Reihe tanzt. Eigensinnige Individualisten stören nicht nur, weil sie sich scheinbar Privilegien durch ihr nonkonformes Verhalten herausnehmen, das tut die Obrigkeit in ihrer Doppelmoral auch, sondern weil sie den Bestand des Kollektivs, mithin die persönliche Sicherheit der Ängstlichen bedrohen. Jedes Verhalten, das der kollektivistischen Moral widerspricht, heißt jetzt unsolidarisch und gilt als Schuld und Schande, für die man sich schämen muß. Damit wird nicht nur jede sachliche Diskussion, sondern auch jede Kritik an denen unterbunden, die die neuen Regeln aufgestellt haben. Denn es gibt nur eine legitime Haltung. Die Formulierung eigener Interessen, ob persönlich oder als Volk und Nation, wird als moralisch verwerflich und unsolidarisch ins schlechte Gewissen geschoben. Der Gutmensch soll bei jeder selbständigen Entscheidung ein schlechtes Gewissen und das Bedürfnis haben, dafür durch moralisch besonders vorbildliches Verhalten, Anschwärzen der Abweichler und Verzicht auf Eigenständigkeit Buße zu tun und durch eigene Opfer Ablaß zu leisten. Dabei ist die Formulierung der eigenen Interessen gerade die wesentliche Eigenschaft, um selbstbestimmt, mündig und erwachsen zu sein. Die Moralisierung macht die Unmündigkeit und Fremdbestimmung zur Moral selbst.

Beispiele aus heutiger Zeit: Der immer positiv konnotierte Begriff Querdenker ist nun ein Kampfbegriff, mit dem niemand assoziiert werden will. Dabei bezeichnet er auch heute nur Menschen, die das herrschende Narrativ hinterfragen, selber denken und eigenständige Entscheidungen treffen. Alles ehemals angesehene Eigenschaften. Denunziation heißt hingegen heute wieder melden und gilt als wichtig zum Schutz des herrschenden Narrativs, das jetzt „unserer Demokratie“ heißt und von den Regierungsparteien ganz für sich selbst vereinnahmt wird, um Kritiker ihrer Politik als Demokratiefeinde darstellen zu können.

Die durch den Nürnberger Kodex als privat und individuell garantierte Entscheidung über medizinische Behandlungen ist plötzlich ein öffentliches Kriterium dafür, wer ein guter oder schlechter Mensch ist. Mit der Behauptung, es wäre solidarisch, sich impfen zu lassen, man würde sich und andere schützen, wird sie moralisch aufgeladen. Dabei ist das so widersinnig, wie wenn man behaupten würde, es wäre solidarisch, einen Regenschirm zu benutzen, um andere vorm Regen zu schützen. Eine individuelle und rationale Impfentscheidung, in der Risiko und Nutzen abgewogen werden – bis 2020 ein völlig wertfreies Verhalten, gilt plötzlich als Gefährdung der Gesellschaft und moralisch verwerflich. Der Impfstatus wird zur moralischen Kategorie, der Nürnberger Kodex damit entwertet und aufgehoben.

Das Wetter wird jetzt wieder wie zu antiken Zeiten mit menschlichen Verhaltensweisen assoziiert, um profane und alltägliche Tätigkeiten moralisch bewerten zu können. Heizen, Auto fahren, in den Urlaub fliegen, Kinder haben ist jetzt eine Frage der Moral und Solidarität mit Menschen am anderen Ende der Welt und künftigen Generationen. Jeder heiße Sommertag, jedes Unwetter, jede Überschwemmung macht ein schlechtes Gewissen, weil wir gelernt haben, daß unser Verhalten daran schuld ist. Der eigene Wohlstand zerstört das Weltklima, schadet den Menschen in Afrika; die eigenen Kinder tragen zur Klimakatastrophe bei; Fleisch essen ist nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern eine Klimasünde. Für die Weltrettung sollen wir auf Freiheit, Wohlstand und eigene Kinder verzichten, Insekten und Laborfleisch essen und höhere Abgaben an den Staat als eine Art Ablaßhandel leisten.

Ein weiteres Stück Wohlstandsverlust und Deindustrialisierung sollen wir in Kauf nehmen, um durch Sanktionen, d.h. Wirtschaftskrieg Russland zu schwächen. Denn wir sind moralisch zur Solidarität mit der Ukraine verpflichtet, die unsere edlen westlichen Werte der Freiheit und Demokratie gegen den bösen Despoten Putin verteidigt.

Fremde im eigenen Land sind jetzt ein Wert an sich. Dabei geht’s nicht nur um Solidarität mit Menschen, denen es schlechter geht als uns. Vielfalt, Diversität und bunt sein sind jetzt eigene über alle Erwägungen zu Fachkompetenz und sozialem Frieden erhabene Werte, die umzusetzen moralische Pflicht für jeden ist. Wer die bedingungslose und unbegrenzte Einwanderung kritisch sieht, ist Rassist und Nazi und damit das moralisch Verwerflichste, das man sich vorstellen kann.

Sexuelle Fetische werden nicht nur moralisch, sondern sogar juristisch zu identitätskonstituierenden Eigenschaften erhoben, deren öffentliche Zurschaustellung jeder akzeptieren muß, während die alte Sexualmoral, die Menschen in der Öffentlichkeit vor der Sexualität anderer schützte, hier ausgesetzt wird und nun als transphob und intolerant gilt.

Viertens: Wenn man für ein erwünschtes Verhalten, das angeblich selbst schon nur zu unserem Vorteil ist, belohnt wird, z.B. mit einer Bratwurst, kann man davon ausgehen, daß dieses Verhalten nicht im eigenen Interesse liegt, denn sonst könnte man ja mit einer sachlichen Argumentation leicht davon überzeugt werden.

Immer wenn wir manipuliert werden, dienen wir fremden Interessen. Manipulation läuft meist über Medien und wird gesteuert von denen, die sie zu ihrem Vorteil und Nutzen beherrschen und die öffentliche Meinung kontrollieren. Das sind diejenigen, die mediale und politische Macht haben. Manipulation kommt also meisten von oben, d.h. es sind eher die Narrative der Regierung als die „Verschwörungstheorien“ des Nachbarn, die mir schaden. Fremdbestimmung erkennen, Aufklärung heute ist also vor allem Medienkompetenz. Egal ob wir uns durch Angst, Schuld, schlechtes Gewissen, einer angeblichen moralischen Verpflichtung, um edle Werte durchzusetzen oder aus Solidarität mit irgendwelchen erfundenen Gruppen überzeugen lassen. Wir werden in jedem Fall manipuliert. Das zu erkennen, sich nicht in Emotionen oder Moralisierung treiben zu lassen, sondern seine Überzeugungen und Entscheidungen durch rationale Beschäftigung mit dem Sachverhalt selbst zu gewinnen, bedeutet erwachsen sein.

Menschen, die die beschriebenen Manipulationsmechanismen nicht verstanden und durchschaut haben, sind schlichtweg einfach nicht erwachsen. Diese Menschen haben irgendwann ihre Eltern gegen die Regierung ausgetauscht und verhalten sich ihr gegenüber wie unmündige Kinder, die unreflektiert nachplappern, was die Obrigkeit und ihre Medien ihnen erzählen. Sapere aude! Habe den Mut, auf eigenen Füßen zu stehen, einen eigenen Kopf zu haben und ohne Gängelung durch andere Menschen oder die Regierung selber zu entscheiden, was richtig für Dich und Dein Leben ist.

AP, 26.6.2024