"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Unsere westliche Gesellschaft ist am Ende. Ob Geldsystem, Gesundheitsweisen, Bildung, Familie, Ernährung, Rechtsprechung, Wirtschaft, Medien, Profisport, innere Sicherheit, der Umgang der Menschen untereinander, gegenüber Nutztieren und Umwelt und vor allem Demokratie: Wir stecken mit jedem Bereich in einer Sackgasse. Die Korruption, d.h. die Unterwanderung und Entführung staatlicher Institutionen durch private Interessen, die es in den vergangenen Jahrzehnten geschafft haben, viel Geld und damit viel Macht anzuhäufen, und vor denen der Staat die Bürger und das Allgemeinwohl eigentlich schützen sollte, hat so große Ausmaße angenommen, daß die gesellschaftliche Ordnung erodiert und kurz vor der Auflösung durch Bürgerkrieg oder Revolution steht.

Die Logik des Geldsystems, man könnte auch sagen die Logik der Gier, stellte die westlichen Gesellschaften spätestens 1971 mit Aufhebung der Goldbindung auf eine schiefe Ebene, auf der sie immer steiler und immer schneller abwärts rollen. Leitzinserhöhung, Deindustrialisierung und die Ausrichtung der Wirtschaft an die Wunschbedingungen des Finanzkapitalismus führte zu Verarmung der Massen und einer immer größeren Umverteilung von öffentlichen Geldern in private Kassen. Das Netz des Wohlstands bekam so stets größere Maschen, immer mehr Menschen fielen hindurch. Dieser fortschreitende Abbau von produktiven Machtmechanismen macht aber den Aufbau von repressiven Machtmechanismen nötig, die politisch nicht nur teuer sind, sondern vor allem auch sichtbarer; die erst ins Bewußtsein der Menschen kommen, dann immer größere Massen politisieren und Widerstand erzeugen, der wiederum einen weiteren Aufbau von Repressionen nötig macht. Am Ende dieser Entwicklung steht aber nicht die offene Diktatur, auch wenn sie zeitweise – und an der Sowjetunion sieht man, wie lange das dauern kann – installiert wird, sondern die Revolution oder der Bürgerkrieg, die das herrschende Establishment nicht wollen können, weil das keine kontrollierbaren Zustände mehr sind.

„Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“ Henry Ford

Für die Menschen ist die heutige Zeit eine vorrevolutionäre, zunehmend so wie vor 1789. Für die herrschende Klasse ist es eine vorkonterrevolutionäre, ebenfalls auf 1789 fortschreitend, aber aus der anderen und in die entgegengesetzte Richtung. Die neue Aufklärung heute muß die Menschen aus ihrer fremdverschuldeten, durch Politik, Medien und Wirtschaft aktiv hergestellten Unmündigkeit führen, die modernen Mechanismen der Macht aufdecken, das Teile-und-Herrsche-Spiel durchbrechen, die künstliche Polarisierung zwischen Gruppen, die größere Gemeinsamkeiten als Differenzen haben überwinden. Denn ein Widerstand gegen das konterrevolutionäre, neufeudale Projekt Globalisierung, das wir gerade erleben, ist nur stark, wenn die Menschen sich einig sind und die historische Entwicklung und den Putsch, der überall gegen sie geführt wird, verstehen. Es geht darum, die Menschen wieder zum politischen Subjekt ihrer Staaten zu machen, zu souveränen Völkern, nicht nur in Deutschland allein. In Anlehnung an den Ausspruch Bismarcks kann man sagen: Setzen wir Deutschland und die Völker Europas wieder in den Sattel. Reiten werden sie wohl noch können.


Andy Poppenberg

  • Jahrgang 1975
  • 1995 bis 2001 Studium der Philosophie, ev. Theologie / Religionswissenschaften und Soziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin mit Schwerpunkten bei Kant, Platon, Nietzsche, Leibniz, Foucault und Plessner und in den Themen Moral, Ethik, Politik, gesellschaftliche Ordnung und Machtmechanismen
  • 2001 Wehrdienst als Sanitäter und Musiker im Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr
  • seit 1999 Beschäftigung mit Geschichte und Militärgeschichte
  • 11.September 2001 kritisches Erwachen und in der Folge Beschäftigung mit Tages- und Geopolitik aktuell und historisch
  • 2002 bis 2006 weitere Studien zur Philosophie an der Universität Potsdam, der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin mit den Schwerpunkten Aristoteles und Kapitalismuskritik
  • 2004 Abschaffung des Fernsehgeräts und Beendigung des ohnehin seltenen Konsums der Mainstreammedien
  • seit 2010 intensive Beschäftigung mit Tages- und Geopolitik in den alternativen Medien