"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Übersterblichkeit 2020

Die Sterbefallzahlen für das Jahr 2020 liegen nun vor. Damit kann endlich die große Frage, ob es eine Übersterblichkeit gab, ob also außergewöhnlich viele Menschen gestorben sind oder nicht, beantwortet werden. Von der Antwort auf diese Frage hängt es ab, ob wir berechtigt von einer Epidemie und epidemischen Lage von nationaler Tragweite in Deutschland sprechen können. Nach der klassischen, jedoch im Jahre 2009 von der WHO geänderten Definition gehörten zu einer Pandemie eine große Anzahl von Kranken und Toten. Wenn 2020 nicht außergewöhnlich viel mehr Menschen gestorben sind als sonst, steht das ganze Pandemienarrativ infrage.

Aber tatsächlich gab es im Jahr 2020 mit vorläufig 982489 Toten soviele Tote wie seit Jahrzehnten nicht und gut 48000, also 5,15% mehr als im Durchschnitt der vier vorhergehenden Jahre 2016 bis 2019. Für viele Medien ist das ganz klar eine Übersterblichkeit; insbesondere die öffentlich rechtlichen sind sich nicht nur diesbezüglich sicher, sondern wissen auch allein durch die Betrachtung der reinen statistischen Rohdaten ganz genau, welche Ursache für die deutliche Übersterblichkeit verantwortlich ist. Ist ja auch ganz einfach: auf einen Blick sieht man, daß der größte Teil der 48000 Toten aus den 39000 „Coronatoten“ bestehen muß.

Ist das tatsächlich so, kann man in den 48000, die es 2020 mehr gab als im Durchschnitt der vier vorhergehenden Jahre, wirklich eine außergewöhnlich hohe Sterblichkeit sehen? Abgesehen von demografischen und anderen Betrachtungsweisen, kann man einfach mal den Vergleich mit den Vorjahren machen und schauen, wie für die vergangenen Jahre dasselbe Verhältnis der Jahressterblichkeit zum Durchschnitt der jeweils vier vorhergehenden Jahre war. Man erkennt sofort einen Trend: Es starben jedes Jahr mehr Menschen als im Durchschnitt der Vorjahre außer 2014, da starben 270 weniger. Im Jahr 2018 lag die Sterblichkeit auch 5% über den Vergleichsjahren und 2015 sogar mehr als 6% darüber. Die Sterbefallzahlen schwanken fast gleichmäßig abwechselnd zwischen einem Jahr mit hohem und einem mit niedrigem Wert. Nur 2017 und 2018 waren zwei Jahre mit keiner besonders niedrigen Sterblichkeit hintereinander. Auf ein Jahr mit besonders geringer Sterblichkeit folgt eins mit deutlich größerer wie 2014-2015 und 2019-2020. Man könnte sogar vermuten, daß sie im folgenden Jahr umso höher ist, je niedriger sie davor war, und umgekehrt. Nach dem sehr geringen Anstieg von knapp einem Prozent 2019 im Vergleich zu den Vorjahren konnte man für 2020 ohne jede Kenntnis von einer Pandemie einen Anstieg um etwa 5% wie zwischen 2014-2015 erwarten.

Aber man kann ja nicht jede hohe Sterblichkeit Übersterblichkeit nennen und jede niedrige Untersterblichkeit. Die Frage ist, in welchem Bereich befindet sich die Normalsterblichkeit? Um den zu ermitteln, muß man den allgemeinen Trend beachten, der in den letzten Jahren ansteigt. Es sterben tendenziell jedes Jahr mehr Menschen als in den Vorjahren. Das liegt vor allem daran, daß die geburtsstarken Jahrgänge der 1930er und 40er Jahre jetzt die Lebenserwartung erreicht haben, also das Alter, in dem die meisten Menschen heute sterben, nämlich gut 80 Jahre. Gibt es mehr Menschen, die statistisch am Ende ihres Lebens angekommen sind, dann sterben auch mehr Menschen. In einem ansteigenden Trend ist eine positive Differenz zu den Vorjahren also normal und keine Übersterblichkeit. Aber wo geht die Übersterblichkeit los?

Man kommt der Antwort näher, wenn man die heutigen Zahlen mit denen von 1969 vergleicht, als die Hong-Kong-Grippe herrschte und insgesamt sogar noch mehr Menschen gestorben sind als 2020. 1969 lag die Sterblichkeit bei 988092 Toten in einer Bevölkerung von nur (78269000) 78,3 Mio Einwohnern. Das waren im Vergleich zu 2020 5000 Tote mehr bei 5 Mio weniger Einwohnern, mithin 1,26% der Bevölkerung. 2020 liegt der Anteil bei 1,18%, der auch mit ein paar tausend Nachmeldungen nicht mehr über diesen Wert ansteigen wird. Um für 2020 auf den Wert von 1969, also 1,26% zu kommen, hätte es etwa 1050000 Tote, also gut 67000 mehr geben müssen. Diese wären im Vergleich zum Durchschnitt der vier vorherigen Jahre ein Anstieg von über 12% gewesen. Damit ist klar, in welchem Bereich eine tatsächliche Übersterblichkeit und Epidemie liegt. Im Trend der vergangenen Jahre gehört ein Anstieg um 5% vor allem direkt nach einem Jahr mit geringer Sterblichkeit in den Bereich der Normalsterblichkeit.

Das Jahr 2020 war in bezug auf die Sterblichkeit also nicht außergewöhnlich. Trotz der verschobenen und ausgesetzten Operationen, der mit Sicherheit angestiegenen Zahl von Selbstmorden und Todesfällen durch Sorgen, Kummer und Einsamkeit gab es keine signifikant erhöhte Sterblichkeit, die sich von anderen Jahren mit mittelschweren Grippewellen unterscheidet. Würde man jemandem, der das politische Weltgeschehen der letzten Monate nicht kennt, aber Ahnung von Statistik hat, die Zahlen von 2020 und aller vorhergehenden Jahre vorlegen, er würde rein aus den Sterbefallzahlen im Jahr 2020 gar keine Epidemie finden.



AP, 5.2.2021