"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Übersterblichkeit 2021

Vor einem Jahr hab ich anhand der Sterbefallzahlen des Statistischen Bundesamtes gezeigt, daß es im Pandemiejahr 2020 keine außergewöhnliche Übersterblichkeit gab, sondern die Sterblichkeit im Bereich der normalen Schwankungen der Vorjahre lag. Der Durchschnitt der jährlichen Sterblichkeiten der Vorpandemiejahre 2012 bis 2019 im Vergleich zu den jeweiligen vier Vorjahren liegt bei 3%. Es sterben also gerade jedes Jahr mehr Menschen als in den Vorjahren, da die geburtenstarken Jahrgänge der 1940er Jahre jetzt ihre statistische Lebenserwartung erreicht haben. Wenn es Jahrgänge gibt, in denen besonders viele Kinder geboren werden, dann muß es 80 Jahre später auch Jahrgänge geben, in denen besonders viele Menschen ihr Lebensende erreichen. Da wir also in einem positiven Trend liegen, kann ein positiver Wert nicht ohne weiteres als außergewöhnliche Übersterblichkeit bezeichnet werden.

Konnte die Untersuchung im letzten Jahr zeigen, daß es nach der alten, bis 2009 bestehenden Pandemiedefinition der WHO, die eine große Anzahl von Kranken und Toten erforderte, 2020 gar keine wirkliche Pandemie gegeben hat, so ist sie für 2021 zugleich eine Validierung der Eindämmungsmaßnahmen und insbesondere der Impfungen, die ja eine Überlastung des Gesundheitssystems und der Intensivbetten verhindern und Menschenleben retten sollten.

Besonders für diejenigen, die glauben, es hätte 2020 eine außergewöhnlich hohe Übersterblichkeit gegeben und die staatlichen Maßnahmen waren nötig, wirksam und angemessen, um eine Wiederholung dessen zu verhindern, sollte die Untersuchung der Sterblichkeit im Jahr 2021 als Prüfstein für die Wirksamkeit der Maßnahmen interessant sein. Denn 2021 gab es das gesamte Jahr hindurch Eindämmungsmaßnahmen: es wurden Masken getragen, auch im Sommer und mit gesteigerten Standards, mehr Tests durchgeführt als je zuvor, Abstände gehalten und auf Körperkontakt verzichtet, Hände desinfiziert, Großveranstaltungen abgesagt oder verkleinert, es hingen in allen Einrichtungen Plexiglasscheiben und es galten verschiedene Ausgangsbeschränkungen. Vor allem aber waren bis zum Sommer bereits 50%, bis zum Herbst 65% aller Menschen vollständig geimpft und damit vor einer Infektion oder zumindest einem schweren Verlauf, mithin dem Tod geschützt. Da muß es doch zwingend eine ganz niedrige oder zumindest eine deutlich geringere Sterblichkeit als 2020 geben, als die Pandemie noch neu, die Menschen im Umgang mit den Maßnahmen ungeübt und vor allem komplett ungeimpft waren.

Im Jahr 2021 sind erstmalig über eine Million Menschen in Deutschland gestorben, nämlich nach Stand 1. März 2022 genau 1020981. Das sind 68076 oder 7,14% mehr als im Durchschnitt der vier vorhergehenden Jahre 2017 bis 2020. Damit wurde nicht nur der seit zehn Jahren bestehende Höchststand von 6,22% im Jahr 2015, von dem wir 2020 noch weit entfernt waren, gebrochen, sondern auch die Sterblichkeit des Pandemiejahrs 2020 um 1,73% übertroffen. Mit mehr als 4% über dem Durchschnitt der jährlichen Sterblichkeiten der Vorpandemiejahre kann man 2021 mit Recht als Rekordjahr bezeichnen.

Aus den bloßen statistischen Rohdaten kann man seriös nicht direkt auf die Ursachen dafür schließen. Sie müssen aber in dem vermutet werden, was 2021 anders war als 2020. Außer man ist Autor bei der „Zeit“, dann kann man das aus den bloßen Zahlen ganz genau errechnen. Natürlich ist die Pandemie dran Schuld. Die vom RKI für 2021 gemeldeten 70000 Coronatoten entsprechen etwa den im Vergleich zum Vorpandemiejahr 2019 90000 mehr Gestorbenen minus derjenigen, die man aus demografischen Gründen abziehen muß. Man finde einfach zwei ähnliche Zahlen und schon hat man einen Kausalzusammenhang. Sitzt, paßt, statistisch komplett gelöst, das Problem. Für die „Zeit“ arbeiten eben nur die Besten.

Daß die Autoren der „Zeit“ das Jahr 2021 mit dem hinsichtlich der Sterblichkeit deutlich unterdurchschnittlichen Jahr 2019 vergleichen, hat den Zweck, eine möglichst große Steigerung der Zahlen zwischen Vorpandemie und Pandemie präsentieren zu können. Man findet eben immer das, was man finden will, und versteckt damit das, was keiner sehen soll, nämlich die enorme Zunahme der Toten 2021 im Vergleich zum direkten Vorjahr 2020. In beiden Jahren gab es die Pandemie, aber nicht in beiden dieselben Eindämmungsmaßnahmen. Wenn es laut RKI 2020 44000 Coronatote gab und 2021 70000, dann sind das doch 26000 Coronatote mehr. Anstatt 2021 mit 2019 zu vergleichen und die hohen Zahlen durch die Pandemie zu erklären, hätten die „Zeitautoren“ die Steigerung innerhalb der Pandemie und trotz der Eindämmungsmaßnahmen erklären müssen, die sie gar nicht erwähnen und so tun, als hätte es keine gegeben. Die Worte Maßnahmen, impfen und Impfung kommen im Artikel gar nicht vor. Die alles entscheidende Frage ist doch: wie konnte es 2021 eine so enorme Steigerung der Gesamtsterblichkeit und der Coronatoten geben trotz der ausgeweiteten staatlichen Maßnahmen und ganz besonders trotz der Impfungen, die ja erst 2021 ihre Wirkung entfalteten und die den Zweck hatten und haben, Leben zu retten und Tote zu verhindern? Gerade in bezug auf eine Impfpflicht sollte man doch vorher evaluiert haben, ob und welche Wirkung diese Impfungen haben und in welchen Zusammenhang sie mit der gesteigerten Sterblichkeit stehen. Aber wo ist die Behörde oder Institution, die das genau untersucht, die die Maßnahmen validiert und prüft?



AP, 5.3.2022