"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Luftkriegstote in Dresden

Die Diskussionen über die Anzahl der Todesopfer der drei Luftangriffe auf Dresden vom 13. bis 15. Februar 1945 reißen nicht ab. Die Kontroverse dreht sich um die schon im Februar 1945 in schwedischen Zeitungen genannten 100000 bis 200000 Luftkriegstoten und die im Abschlußbericht der von der Stadt Dresden beauftragten Historikerkommission im Jahr 2010 genannten 25000 Toten. Deshalb will ich im Folgenden ein paar Bemerkungen dazu machen, die nicht den Zweck haben, die Zahl exakt zu bestimmen, sondern nur den Rahmen, in dem sie sich bewegen kann.

Wie kann man der Wahrheit näher kommen? Man kann zunächst verschiedene Städte vergleichen und schauen, was man daraus für Dresden ableiten kann. Wir haben dutzende Städte in Deutschland, die immer mit derselben Mordwaffe, Spreng- und Brandbomben angegriffen wurden und durch Größe, Einwohnerzahl, abgeworfener Bombenlast und weitere statistische Daten vergleichbar sind. Zunächst kann man feststellen, daß es nur zwei Städte gab, die ca. 50000 Gefallene zu beklagen hatten, das waren Berlin und Hamburg, wobei Berlin fast 390, Hamburg 213 Angriffe erleben mußte. Abgesehen von Duisburg mit 25000 Toten überschreiten alle anderen deutschen Städte die Zahl von 20000 Gefallenen nicht. Es gibt keine einzige Stadt, für die mehr als 60000 Gefallene behauptet werden und weltweit wahrscheinlich nur eine einzige mit über 100000 Luftkriegstoten, und das ist Tokio, das zu mehr als 50% völlig zerstört wurde. Für Hiroschima werden nach dem Abwurf der Atombombe 80000 – 90000 Tote durch die Explosionswirkung angegeben. Wenn Berlin mit fast 4,5 Mio Einwohnern und 400 Angriffen in der Summe wahrscheinlich 50000, mit Sicherheit aber 60000 Gefallene nicht überstiegen hat, würde Dresden mit Zahlen jenseits der 200000 allein für die drei Angriffe vom 13. bis 15. Februar 1945 weit aus dem Rahmen fallen.

Die meisten deutschen Städte haben relativ zur Einwohnerzahl weniger als 3% Luftkriegstote als Summe aller Angriffe bis Ende des Krieges. Aber es gibt welche, die schon nach einem oder zwei Angriffen eine erheblich größere Rate hatten. Das sind Pforzheim mit 23% der Einwohner, Nordhausen mit 21%, Darmstadt mit 10%, Heilbronn mit 8,4% und Kassel mit 3,1% jeweils nach dem schwersten Großangriff. Dresden hatte vor dem Krieg 630000 und 1944 700000 Einwohner und Kapazitäten für ca. 300000 Flüchtlinge im Ballungsraum von Meißen bis Pirna. Man kann für diesen Großraum mit allen Flüchtlingen aus Schlesien vielleicht von einer Million Menschen ausgehen, die aber natürlich nicht im historischen Stadtzentrum konzentriert waren. 200000 Gefallene in Dresden wären dann ein Anteil von 20% der Einwohner wie in Nordhausen und Pforzheim. Das erscheint vielleicht nicht als unmöglich, aber im Gesamtbild aller Städte ist es zumindest ungewöhnlich hoch.

Aus dieser Rate allein kann man für Dresden nicht viel ableiten. Aussagekräftiger ist, daß die Rate Luftkriegstote im Verhältnis zur Einwohnerzahl dort besonders groß ist, wo die Einwohnerzahl klein ist und die abgeworfene Bombenlast im Verhältnis zur Einwohnerzahl sehr hoch. Die Städte mit sehr hohen Verlusten relativ zur Einwohnerzahl sind gleichzeitig die, die klein sind und in denen die Bombenlast relativ zur Einwohnerzahl sehr groß war. Auf Nordhausen mit 42000 Einwohnern fielen 64,3 Tonnen Bomben pro 1000 Einwohner beim schwersten Angriff, auf Heilbronn mit 77600 Einwohnern 16 Tonnen, auf Pforzheim mit 79000 Einwohnern 20 Tonnen, auf Darmstadt mit 115000 Einwohnern 7,6 Tonnen und auf Kassel mit 226000 Einwohnern 8 Tonnen. Alle diese Städte erlebten dabei einen Feuersturm wie Dresden und Hamburg, der Lösch- und Aufräumarbeiten lange Zeit unmöglich machte und zusammen mit sehr hohen Temperaturen und Sauerstoffentzug zu vielen Toten in den Luftschutzkellern führte. Der Großteil der gesamten Luftkriegsopfer dieser Städte resultierte aus einem bzw. zwei zusammenhängenden Angriffen.

Das Verhältnis zwischen geringer Einwohnerzahl, hoher Bombenlast pro Einwohner und großer Opferzahl pro Einwohner zeigt einen klaren Zusammenhang. Kleine Städte wurden unverhältnismäßig stark bombardiert. Das Bomber-Command hat seine Angriffe nicht nach Größe der Stadt und Einwohnerzahl dosiert, um einen vorher berechneten Schaden zu erreichen, sondern aufgeboten, was möglich war, um maximalen Schaden zu verursachen. Bomber greifen in festen Verbänden und Gruppen an, die bestimmte Größen haben. Fast alle Angriffe erfolgen mit 200 bis 400 Bombern und ihrer entsprechenden Bombenlast in einer oder mehreren Pulks und Wellen. So kommt es, daß auf eine kleine Stadt mit 42000 Einwohnern wie Nordhausen in einem Angriff genauso viele Bomben fallen wie auf Dresden mit einer Mio Einwohner, nämlich 2700 t.

Deshalb haben große Städte mit mehreren hunderttausend Einwohnern einen deutlich kleineren Anteil von Bombenlast und Gefallenen relativ zur Einwohnerzahl. In Hamburg resultierte der Feuersturm aus besonderen Wetterbedingungen, und nicht aus einer unverhältnismäßig großen Bombenlast. Auf Hamburg mit 1,7 Mio Einwohnern fielen nur 1,5 Tonnen Bomben pro 1000 Einwohner. Hamburg hatte danach 35000 Gefallene zu beklagen, was ein Anteil von 2,1% der Bevölkerung ist, der bis Ende des Krieges noch auf ca. 3% anstieg. Dresden wurde in der Nacht vom 13. zum 14.2.1945 mit 772 Bombern angegriffen, die knapp 2700 t Bomben abwarfen. Das waren 2,7 Tonnen Bomben pro 1000 Einwohner, zusammen mit dem folgenden Tagangriff mit 331 Bombern und 771 t Bomben steigt die Menge auf 3,4 Tonnen pro 1000 Einwohner. Der Anteil an abgeworfener Bombenlast pro Einwohner in Dresden liegt also für die drei Angriffe mit 3,4 Tonnen im Durchschnitt und beträgt nur ein Bruchteil der Rate von Nordhausen mit 64,3 Tonnen und Pforzheim mit 20 Tonnen. Mit einem Gefallenenanteil von 20% wie in Nordhausen oder Pforzheim, also 200000 Luftkriegstoten, würde Dresden aber weit aus dem Rahmen fallen.

Es ist, insbesondere bei großen Städten mit mehreren hunderttausend Einwohnern, nie die gesamte Stadt betroffen. Tokio hatte bei den verheerenden Luftangriffen ab Ende 1944 gut 6,5 Mio Einwohner und über 100000 Luftkriegstote zu beklagen. Das sind 1,6% der Bevölkerung, mehr als die Hälfte der Stadt wurde komplett zerstört und verbrannt. Für Dresden gibt es verschiedene Angaben von 12 oder 17 bis zu 28 Quadratkilometern zerstörter Fläche. Wenn man von ca. 5x5Km, also 25 Quadratkilometern ausgeht, waren das gut 20% des gesamten Stadtgebiets. Kann man annehmen, daß sich dort auch 20% der gesamten Einwohner und Flüchtlinge aufhielten? Es handelt sich um die historische Altstadt mit Museen, Kirchen, Schloß, Oper und freien Plätzen wie dem großen Garten und dem Zoo und nicht um einen Wohnbezirk. Belege für Zehntausende, die im Stadtgebiet im Freien kampierten, gibt es nicht, aber zahlreiche Aussagen, die dem widersprechen. Das Bestreben der Behörden war, die Flüchtlinge effektiv im Großraum zu verteilten und in andere Regionen weiterzuleiten, so daß im Zentrum eher weniger Menschen gewesen sein werden. Nimmt man trotzdem 20%, also 200000 von einer Million Menschen an, dann wären bei 200000 Luftkriegstoten 100% aller Menschen im zerstörten Gebiet zu Tode gekommen, kein einziger hätte das Inferno überlebt. Man muß aber beachten, daß es immer eine große Anzahl von Leicht- und Schwerverletzten gibt, die etwa genauso groß ist wie die der Toten. Bei 200000 Toten gäbe es also auch etwa 200000 Verwundete, 400000 Menschen hätten in der Altstadt sein müssen; bei 200000 vorhandenen dort je 100000 Tote und Verwundete, wenn niemand unversehrt überlebt hätte. Auch diese Betrachtung zeigt, daß 200000 Luftkriegstote für Dresden mehr als unwahrscheinlich sind und schon 100000 aus dem statistisch erwartbaren Rahmen fallen.

Die Historikerkommission hat sich in ihrer Untersuchung auf die Frage nach den Luftkriegstoten der drei Angriffe vom 13.-15. Februar konzentriert. Es ging ihr nicht darum, die Gesamtzahl der in Dresden durch Luftangriffe Gefallenen zu ermitteln. Deshalb macht ihre Fragestellung die Untersuchung komplizierter. Rein aus der vergleichenden Statistik müßte man die Gesamtgefallenenzahl aller Luftangriffe in Dresden auf etwa 2,9% bis 4,9%, also 29000 bis 49000 Tote schätzen, wenn tatsächlich eine Mio Menschen in der Stadt waren. Hamburg hat für alle Luftangriffe eine Bombenlast von 5,9 Tonnen pro 1000 Einwohner; die knapp 50000 Gefallenen sind 2,9% der Bevölkerung. Dresden liegt nach allen Luftangriffen mit 7,1 Tonnen pro 1000 Einwohner knapp darüber und hat 58% der Einwohner Hamburgs. Die Gefallenenrate pro Einwohner sollte damit nicht unter der von Hamburg liegen, sondern eher darüber. Städte mit mehr als 5% Gefallene von der Bevölkerung waren deutlich kleiner und hatten eine erheblich größere Bombenlast pro Einwohner. Auf Kassel mit einem Viertel der Einwohner Dresdens fielen mit fast 80 Tonnen pro 1000 Einwohner mehr als elfmal soviel Bomben wie auf Dresden, es hatte am Ende 5,3% Gefallene von der Bevölkerung. Soviel zum statistischen Rahmen.

Nun zu den historisch überlieferten Zahlen. Woher stammen die hohen Zahlen von 100000, 200000 oder mehr Luftkriegstoten in Dresden? Einerseits spekulierte die schwedische Zeitung Svenska Morgonbladet schon am 17. Februar 1945 über 100000 Tote, die sie am 27. Februar „näher bei 200.000“ sah. Es sollte jedem klar sein, daß nach nur zwei Tagen nach den Angriffen keine 100000 und nach zwei Wochen keine 200000 Leichen aus den Trümmern geborgen worden sein können. Andererseits kursierte das Dokument eines Tagesbefehls Nr.47 des Höheren SS- und Polizeiführers Elbe vom 22. März 1945, der genaue Angaben über die amtlichen Zählungen der Opfer machte und auswies, daß bis zum 20.3.45 202040 Gefallene geborgen wurden und man damit rechnet, daß die Gesamtzahl der Gefallenen bis auf 250000 ansteigen wird. Neben einigen weiteren ähnlichen Zeugenaussagen und Zeitungsartikeln ist das die Grundlage der Opferzahlen von 200000 und mehr. Aber diese Version des Tagesbefehls ist eine Fälschung, in der die originalen Zahlen durch Anhängen einer Null verzehnfacht wurden. Das Original beginnt mit dem Satz: „Um den wilden Gerüchten entgegen treten zu können, folgt nachstehend kurzer Auszug aus der Schlußmeldung des Polizeipräsidenten von Dresden über die vier Luftangriffe…“ Nach Angaben zu Sach- und Personenschäden heißt es weiter: „Bis zum 20.3.45 abends wurden 20204 Gefallene, überwiegend Frauen und Kinder, geborgen. Es ist damit zu rechnen, daß die Gesamtzahl der Gefallenen bis auf 25000 ansteigen wird. Da die Gerüchte die Wirklichkeit weit übertreffen, kann von den tatsächlichen Zahlen offen Gebrauch gemacht werden.“ Normalerweise waren Meldungen und Berichte aus den Polizeistäben nicht zur Veröffentlichung vorgesehen, sondern geheim.

Aber chronologisch der Reihe nach. Es gibt drei Dokumente aus derselben Behörde des Höheren SS- und Polizeiführers Elbe, die genaue Angaben zu den Schäden und Opfern der Luftangriffe machen. Die Schlußmeldung vom 15.3.1945 faßt alle Schäden, die bis zum 10.3.1945 dokumentiert wurden, zusammen. Dort sind unter dem Punkt Personenschäden 18375 Gefallene dokumentiert, bei denen schon die in der Zeit vom 20. Februar bis Anfang März auf dem Altmarkt auf Straßenbahnschienen kremierten 6865 Toten mitgezählt wurden. Außerdem lagen bereits 35000 Vermißtenmeldungen vor und die Gesamtzahl der Gefallenen wird auf 25000 geschätzt. Der Tagesbefehl Nr.47 gibt den Stand bis zum 20.3.45 mit 20204 Gefallenen wieder und rechnet ebenfalls damit, daß die Gesamtzahl auf 25000 ansteigen wird. Schließlich weist die Lagemeldung Nr.1414 vom 3.4.1945 die Zahl der bis zum 31.3. geborgenen Gefallenen mit nunmehr 22096 Personen aus. Allein die Konsistenz und Stimmigkeit dieser drei Dokumente zeigt, daß die Angabe von 202040 Toten eine Fälschung ist. Wer hätte diese unvorstellbare Masse von Leichen in fünf Wochen aus den Trümmern bergen sollen? Noch deutlicher wird es an der Zahl der auf den Straßenbahnschienen kremierten Toten, die in der Fälschung mit 68650 Menschen angegeben wird – ein völlig unvorstellbarer Berg von Leichen. Die Vermutung im originalen Tagesbefehl, daß die Opferzahl von 20204 auf 25000 ansteigen wird, geht von noch 5000 nicht geborgenen Toten aus. Wörtlich hieß es schon in der Schlußmeldung vom 15.3.1945: „Unter den Trümmermassen … dürften noch mehrere tausend Gefallene liegen“, nicht mehrere zehntausend. In der verzehnfachten Version wären das 50000 ungeborgene Leichen im zerstörten Gebiet von 5x5Km. Das sind genauso viele Tote wie ganz Berlin nach fast 400 Angriffen insgesamt zu beklagen hatte. Außerdem ist die Rede von wilden Gerüchten, die die Wirklichkeit weit übertreffen und denen man entgegen treten muß, sinnlos, wenn die Gerüchte 300000 oder 400000 behaupten, aber die Entgegnung von 250000 spricht. Das wäre nur eine Korrektur.

Das sind die Dokumente aus der Zeit des Krieges. Man wird davon ausgehen müssen, daß bis und nach Ende des Krieges über die bis 31.3. gezählten 22096 Toten hinaus noch weitere Opfer geborgen worden sind, zumal es ja am 17.4. noch einen weiteren schweren Luftangriff auf Dresden gab. DDR Historiker hatten sich auf 35000 Tote geeinigt, weil sie für ihre Berechnungen Angaben der Friedhofsverwaltungen aus der Zeit nach dem Krieg zugrunde legten. Dabei ging es aber um die gesamten Luftkriegsopfer bis Mai 1945 und nicht nur die der drei schwersten Februarangriffe, die die Historikerkommission 2010 zu ermitteln versucht hat. Nach leider nicht amtlich dokumentierten Angaben der Friedhofsverwaltung des Heidefriedhofs wurden dort 28746 Tote inklusive der auf dem Altmarkt kremierten 6865 Leichen bestattet. Für letztere ging die Friedhofsverwaltung aber fälschlich von 9000, also mehr als 2000 Personen zuviel aus. Korrigiert wären es 26611 und auf dem Johannisfriedhof 3666 Bestattungen, also zusammen 30277 Tote bis Mai 1945. Hinzu kommen ca. 1000 Opfer der anderen Luftangriffe. Bis 1966 fand man bei Bauarbeiten in der Stadt noch weitere 1858 Leichen, so daß sich damit eine Gesamtzahl von 33135 Gefallenen ergeben würde. Das länge im Bereich des sowohl statistisch möglichen als auch dessen, was über die bis zum 31.3. gezählten 22096 Toten hinaus vermutet werden kann. Wieviele Tote im April, als Dresden Frontstadt war und andere Sorgen hatte, als sich vor allem auf die Bergung von Leichen zu konzentrieren, noch geborgen wurden, kann man nicht genau wissen.

Es gibt noch eine nicht durch amtliche Dokumente belegte, aus den Aufzeichnungen des Luftschutzingenieurs Georg Feydt stammende Angabe, die als „amtliches Bergungsergebnis“ bis zum 6.5.1945 39773 Gefallene nennt. Die Zahl ist offenkundig gezählt und nicht geschätzt, aber es gibt dafür keine weiteren Belege. Feydt war Luftschutzingenieur, also Beamter in Dresden, der genau mit diesem Thema befaßt war. Er war während der Angriffe vor Ort und ist ein oft zitierter Augenzeuge, der stets sachliche Angaben macht und nirgends zu Übertreibungen oder Dramatisierungen neigt. Er widerspricht im Gegenteil allen Übertreibungen, wie z.B. Aussagen von einer überfüllten Stadt mit im Freien kampierenden Flüchtlingen. Es gibt keinen Grund, seine Zahlen für Propaganda zu halten. Um sie abzutun, wäre es besser, zu erklären, worin und wie er sich geirrt haben könnte. Wenn man sich direkt ins Land der Spekulationen begeben wollte, könnte man annehmen, Feydt habe sich in der ersten Ziffer vertan oder in seinen Notizen verlesen. Wenn da nicht 39773, sondern 29773 stünde, würde seine Zählung mit den Angaben der Friedhofsverwaltungen ziemlich genau übereinstimmen.

Wissenschaftliche Arbeit bedeutet aber, daß man nur behaupten darf, was man belegen kann. Die Zahlen von Feydt sind weder unmöglich noch unwahrscheinlich, sondern passen zu den vorher statistisch ermittelten Größenordnungen. Aber auch, wenn man sie als Zeugenaussagen in die Rechnung hineinnimmt, stecken sie den Rahmen, in dem sich die Zahlen bewegen können, eindeutig ab. Zwischen den heute offiziell behaupteten 25000 Toten – allerdings nur für die drei Februarangriffe und nicht insgesamt, den 35000 der DDR Geschichtsschreibung und, wenn man Belege finden kann, den knapp 40000 Gefallenen von Feydt kann sich die Diskussion abspielen. Alle Zahlen jenseits der 50000 oder gar 100000 sind unwahrscheinlich und wissenschaftlich nicht belegbar.



AP, 25.1.2021