"Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten,
vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott.
Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten,
dann richtet das Volk und es gnade euch Gott."

Carl Theodor Körner

Donald Trump wird 45. US Präsident

Es gibt ja seit der Wahl viele Spekulationen darüber, ob er nun umsetzen wird, was er versprochen hat, oder doch wieder nur ein Kandidat des US Establishments ist, der sich mit einer neuartigen, ausgeklügelten Methode erneut Glaubwürdigkeit und das Vertrauen der amerikanischen Wähler erschleichen konnte und als Präsident die Politik der Globalisierung, d.h. des modernen Imperialismus, und der Abschaffung des Mittelstandes weiterführen wird.

Seine Herkunft, das geerbte Geld, das durch Verbindungen zum Establishment angehäufte eigene Vermögen und vor allem die Besetzung seiner Regierung mit Leuten aus Militär, Geheimdiensten und Banken erregen den Verdacht, daß es sich bei Trump nur um einen neuen Schauspieler für die alte Rolle handelt und er wie fast alle Präsidenten seit Woodrow Wilson nur die Interessen der Finanzeliten und des militärisch-industriellen Komplexes vertreten wird.

Manche Spekulationen gehen sogar so weit, nicht nur in seinem Auftreten als „echter Kerl“, der sich um political correctness nicht schert, die Mainstreammedien, Banken und sich links gebenden Politikdarsteller schonungslos kritisiert, eine neue und klug konzipierte Strategie des Wählerfangs zu sehen, sondern im ganzen Wahlgeschehen von der durchgehend negativen Medienberichterstattung über den Aufbau der Gegenkandidatin bis zu der verkündeten Zuversicht, daß Trump gar keine Chance hat. Das soll alles ein gigantischer Schlachtplan des Establishments, eine False-Flag-Operation sein, gerade die kritischen Menschen zu täuschen und zu manipulieren, um noch eine Weile in Ruhe das alte Spiel fortsetzen zu können.

Natürlich gehört Trump zum US Establishment; wie stellt man sichs denn auch anders vor, daß da plötzlich unter den heutigen Umständen ein politisch aktiver Bürger aus der Mittelschicht Präsident wird? Ohne viel Geld – eigenes oder fremdes - kann man in einer Plutokratie nicht in dieses Amt kommen. Aber das Establishment ist kein monolithischer Block, das ist es nirgends und das war es noch nie. Im Establishment der westlichen Welt, in der Gruppe der reichsten und politisch einflußreichsten Menschen gibt es immer diejenigen, die mit ihrer Gesellschaft verbunden sind, ihre Wurzeln und Vorfahren in ihr haben, mit ihrer Macht auch Verantwortung übernehmen und am Wohlergehen der Gesellschaft interessiert sind, weil sie sich mit ihr als ihrer Heimat identifizieren. Und es gibt diejenigen, die keine Wurzeln in ihr haben, ihr nicht verbunden sind, sondern wie Parasiten eine Gesellschaft, einen Staat und seine Bürger nur als Wirt benutzen, nur als Mittel zum Zweck. Im Establishment gibt es Patrioten und Schmarotzer. Die Patrioten haben eine idealistische Verbundenheit zum eigenen Land, behandelten und behandeln dafür vielleicht manches Ausland als Kolonie, für die Schmarotzer ist aber auch die Gesellschaft, in der sie leben, ist das „eigene“ Land bloße Kolonie, weil sie entweder gar keinen Idealismus haben oder der sich auf andere Gruppen als die regionale, nationale oder kulturelle Gemeinschaft bezieht.

In Trump und Clinton ist die Spaltung unserer westlichen Gesellschaften in idealtypischer Weise abgebildet: konservativer Patriotismus, Werte bewahren, das Eigene fördern, die eigene Leistung, die eigene Gemeinschaft und ihre Wohlfahrt, Macht gekoppelt mit Verantwortung für die Gemeinschaft, das Land und seine Zukunft versus die hinter der Maske neulinken Gutmenschentums und dem solidarischen Einsatz für sämtliche Minderheiten stehende Globalisierung als Imperialismus und Kolonialisierung aller Menschen, hinter der Maske der open society mit der Abschaffung der Nationalstaaten die totale Entdemokratisierung, Entrechtung und Versklavung aller Menschen.

Trump nahm in seinem Wahlkampf und mit dem Motto „Make America great again“ klar die Rolle des patriotischen Unternehmers ein, der in der Tradition von Ford und Carnegie für einen Kapitalismus steht, der mit dem eigenen auch den Wohlstand der eigenen Nation vermehrt. Trump kritisierte den Filz aus Hochfinanz, Medien und Politik nicht nur scharf, sondern er sprach dabei Dinge aus, die im Volk und vor allem in den alternativen Medien mittlerweile als Allgemeinwissen gelten, im Mainstream aber bisher als Verschwörungstheorien diffamiert wurden. Er bediente damit einen Paradigmenwechsel, der überfällig und unvermeidbar ist. Trump hat nie eine politische Karriere angestrebt, ist nicht schon seit Jahrzehnten in der Politik und ihren Institutionen, hat weder die Verdienstmöglichkeiten des Präsidentenamts noch die folgenden hochdotieren Reden vor bekannten Kreisen nötig, er wurde quasi durch permanentes Versagen der bisherigen Politik dazu gedrängt, dieses Amt selbst zu übernehmen, weils kein anderer so macht, wie es nötig ist.

Die Menschen, die ihn gewählt haben, haben ein Weiterso wie bisher genauso satt wie er. Sie werden in der ganzen westlichen Welt zunehmend politisiert, weil immer größere Kreise verlieren, verarmen, der Mittelstand angegriffen ist und nicht mehr annehmen kann, daß es seinen Kindern besser als ihm oder wenigstens genauso gut gehen wird. Von solchen Menschen gibt es natürlich auch welche im Establishment; Militärs, Gehiemdienstleute, hohe Beamte, Industrielle, die sehen, daß ein Weiterso in der Logik der Hochfinanz mit fortschreitendem Außenhandelsdefizit und exponentiell wachsenden Schulden bei gleichzeitigem Auftreten neuer Großmächte außenpolitisch in die Katastrophe und innenpolitisch in den Bürgerkrieg führt. Die Menschen sind doch nicht in den Staatsdienst, zum Militär, zur Polizei oder zu den Geheimdiensten gegangen, um Operationen unter falscher Flagge gegen ihr eigenes Volk und im Interesse einer kleinen, skrupellosen Minderheit durchzuführen wie 9/11, sondern weil sie ihre eigene Karriere mit dem Dienst an der Gemeinschaft verknüpfen wollten, weil sie einen Idealismus in sich haben und an die Werte der Verfassung und der eigenen Kultur glauben, weil sie Patrioten sind.

Die Logik des Systems steuert seit 1971 auf den Abgrund zu. Mit Gründung der FED haben die Großbanken einen massiven Einfluß auf den Staat bekommen, konnten Inflation und Deflation nach Belieben herstellen, Krisen herbeiführen, um Konkurrenten auszuschalten und ihre Monopolstellung auszubauen. Woodrow Wilson, der den Federal Reserve Act durch den Kongreß brachte, soll später geäußert haben: „Ich bin ein höchst unglücklicher Mann. Unwissentlich habe ich mein Land ruiniert. Eine große Industrienation wird kontrolliert von ihrem Kreditsystem. Dieses System ist hochkonzentriert. Das Wachstum der Nation und alle unsere Aktivitäten befinden sich in den Händen einiger weniger Menschen. Wir haben uns zu einer der am schlechtesten geführten, am meisten überwachten und beherrschten Regierungen der zivilisierten Welt entwickelt. Unsere Regierung ist nicht länger eine der freien Meinung und Willensbildung, nicht länger eine Regierung der Überzeugungen sowie der Stimmen der Mehrheit. Sie steht unter der Meinung und Herrschaft einer kleinen Gruppe.“ Den Höhepunkt der Macht erreichte die Finanzoligarchie mit dem Bretton Woods Vertrag von 1944, das den Federal Reserve Dollar zur Weltleitwährung machte. Den Verlockungen dieses Systems und der eigenen Gier nicht widerstehen könnend, hielt sich die US Finanz nicht an den eigenen Vertrag und wiederholte den Betrug der ersten Geldverleiher, mehr Anspruchsscheine auszugeben, als Gold dafür vorhanden war und damit weltweit einzukaufen. Das führte zu Mißtrauen in das System und, nachdem Charles de Gaulle sich mit den bloßen Anspruchszetteln nicht mehr bezahlen lies, zum einseitigen Bruch desselben durch Richard Nixon 1971. Der Vertrauensverlust in den FED Dollar führte zur Inflation in den USA, dem man erst mit der Schaffung des Petrodollars 1973 begegnete, der die weltweite Nachfrage nach FED Dollars steigerte, dann 1979 mit einer Erhöhung des Leitzinses um 300%. Die notwendige Folge davon war die Deindustrialisierung der USA und die Verlagerung der Industrie nach Mexiko, Südamerika und zuletzt China.

Damit verlagerte sich die Macht entschieden vom realwirtschaftlichen zum finanzwirtschaftlichen Establishment, das in der Folge die Politik immer stärker in seinem Interesse steuern konnte. Die Zulassung aufsichtsfreier Finanzplätze, neuartiger und unmoralischer Finanzprodukte, Aufhebung des Trennbankensystems, Zulassung der Finanzierung von Banken durch Banken und die Spekulationen gegen ganze Staaten, d.h. das ganze Programm des Neoliberalismus und der Globalisierung verhindern aber den Absturz nicht, sondern kennzeichnen ihn. Innerhalb der Logik dieses Systems gibt es keinen Ausweg. Die zunehmende Verarmung und Versklavung der Menschen, der Abbau von produktiven Machtmechanismen, d.h. der Teilhabe weiter Bevölkerungskreise am Wohlstand, macht den Aufbau von repressiven Machtmechanismen nötig, die sozial teurer und für alle sichtbar sind und Widerstand hervorrufen. Wir sind an dem Punkt, wo berechtige Ansprüche der aufgewachten und politisierten Menschen nicht mehr ignoriert werden können. Der Widerstand wird größer werden und kann - das zeigt die historische Erfahrung - nicht ewig durch Repressionen unterdrückt werden. Trump hat mit seiner Kritik an der bestehenden Politik im Interesse des Finanzestablishments einen Geist aus der Flasche gelassen, den da niemand wieder reinbekommen wird. Vielleicht ist Trump ein Vertreter des patriotischen Teils des US Establishments, das erkannt hat, daß die Alternative jetzt Revolution von oben ist oder Bürgerkrieg unten.

An der Reaktion des Establishments und der Mainstreammedien in Deutschland sieht man ganz deutlich, wessen Interessen die bedienen, wessen Vasallen sie sind. Das sind nämlich keine essenziell US amerikanischen, sondern die Interessen der Hochfinanz um Rockefeller und Soros, die von deutschen Politikdarstellern und der EU fleißig bedient werden. Kritik daran ist also kein Antiamerikanismus, weil es gar keine amerikanischen Interessen sind, sondern die der Parasiten im amerikanischen Volk. Den wahren Antiamerikanismus erleben wir gerade, wenn gegen die berechtigen Interessen und die Wahlentscheidung von Millionen Amerikanern derart gehetzt wird.

„Wenn Du wissen willst, wer dich beherrscht, musst Du nur herausfinden, wen Du nicht kritisieren darfst.“ Voltaire



AP, 20.12.2016



Nachtrag

Auch nach der Amtsübernahme von Trump enden Demonstrationen gegen ihn in den USA und seine Verteufelung bei uns nicht. In der GEZ Propaganda wird öffentlich darüber diskutiert, wie man ihn nun wieder aus dem Amt bekommen könnte, wo schon die Amtseinführung nicht verhindert werden konnte. Das ist natürlich in einem "demokratischen" Staat mit demokratischen Wahlen die erste und natürlichste Frage, wie man den gewählten Präsidenten wieder los wird. Die Entscheidung der Wähler gilt eben nichts, wenn sie nach der herrschenden Ideologie falsch war, da muß man demokratische Verfahren am besten auch mal aussetzen oder abschaffen. Im Phoenix Presseclub wurde ernsthaft diskutiert, ob "es noch einen Ausweg aus der Trump-Katastrophe" und "ein rechtlich mögliches Szenario oder einen Passus in der Verfassung, der eine mögliche Amtsenthebung zur Folge hätte" gibt. Daß der Herausgeber der Zeit, Josef Joffe, die Frage mit „Mord im Weißen Haus zum Beispiel“ beantwortet, zeigt, daß der bisher für diese Gesinnung verwendete Begriff Transatlantiker zu pauschal ist und differenziert werden muß. Es scheint am anderen Ende des Atlantiks unter den Reichen und Mächtigen mindestens zwei unterschiedliche und gegensätzliche Gruppen zu geben. Unsere bisherigen Transatlantiker dienen nur den Interessen einer davon und die gilt es jetzt zu identifizieren.

In der DDR war Ende der 80er Jahre die Revolution wesentlich einfacher als heute, weil man wußte, wo die herrschenden Mächte saßen und wer sie waren. Trump führt jetzt dazu, daß das herrschende Establishment etwas schneller die Maske abnimmt und sein wahres Gesicht zeigt. So können wir klarer erkennen, gegen wen sich der Widertand richten muß. Wenn bisher die Politik "Washingtons" kritisiert, deutschen Politikdarstellern das Bedienen von transatlantischen Interessen statt deutschen vorgeworfen und die Kritik daran als Antiamerikanismus diffamiert wurden, sehen wir jetzt, daß diese Perspektive noch zu grob war und welche Interessen Washington, deutsche Politik und Medien wirklich dienten. Es sind die globalistischen Kreise verbundene mit den Namen Rockefeller und Soros, die gerade ihren direkten Draht nach Washington, aber noch nicht nach Berlin verloren haben.



AP, 28.1.2017